Teaching Entrepreneurship in the Arab World

Stefan Theil, Newsweek International, 20.08.2007

Die arabischen Länder stehen vor großen wirtschaftlichen Herausforderungen. Dies gilt besonders vor dem Hintergrund ihrer demographischen Entwicklung: 70% der arabischen Bevölkerung sind unter 25. Um all diese jungen Menschen zu beschäftigen, müssten bis 2020 laut Weltbank 80 Mio. neue Arbeitsplätze entstehen. Das sind doppelt so viele wie die USA in den boomenden 90er Jahren schaffen konnten. Doch wer soll die neuen Jobs kreieren? Die Zahl der Unternehmensgründungen im arabischen Raum ist äußerst gering, die Wirtschaftsaktivitäten beschränken sich hauptsächlich auf Ölgeschäfte und den öffentlichen Sektor. Zudem liegt das Bildungsniveau arabischer Jugendlicher im internationalen Vergleich auf den hinteren Rängen. In den Schulen dominiert häufig noch religionsnaher Unterricht, während der westliche Kapitalismus weithin verpönt bleibt. Dies scheinen nicht die besten Voraussetzungen für eine vielseitige und dynamische Wirtschaft, die für Beschäftigung und Aufschwung sorgen soll.

Doch in der Jugend liegt die Kraft. Dies ist offenbar das Credo einer Gruppe von engagierten Erziehern, Unternehmern, westlichen Hilfsorganisationen, islamischen Geistlichen und anderen. Ihr Ziel: Die arabische Jugend zu Unternehmensgründern von morgen auszubilden. Gemeinsam rühren sie in Schulen und Universitäten die Werbetrommel für das Abenteuer Selbständigkeit. Die Organisation Injaz Al-Arab hat 4.000 freiwillige Lehrer rekrutiert, die in mehreren hundert Schulen in zehn verschiedenen Ländern – vom Maghreb bis zum Persischen Golf – Schülern zwischen 11 und 18 Jahren Wirtschaftsunterricht geben sollen. Auf dem Lehrplan stehen Grundlagen der Betriebswirtschaft, professionelles Networking und Unternehmensgründung. Sie wollen weg von religiös geprägten Inhalten oder sturem Auswendiglernen und setzen stattdessen auf selbständiges Denken und den kreativen Geist der Schüler. Auch an Universitäten und neu gegründeten Ingenieurs-Schulen sind Seminare zur Geschäftgründung und Unternehmensführung zunehmend Pflicht. Zusätzlich belohnen öffentlich ausgerufene Businessplan-Wettbewerbe junge Geschäftsideen mit Preisgeldern und Unterstützung bei der Unternehmensgründung.  

 

Diese viel versprechenden Projekte lassen auf neue Unternehmenslandschaften im arabischen Wirtschaftsraum hoffen. Doch nach wie vor bestehen zahlreiche Hindernisse, z.B. horrende Gebühren für Geschäftsgründungen und abschreckende Verschuldungs- und Konkursgesetze. Dank neuer Reformen werden die Bedingungen jedoch immer günstiger. Selbst in den Köpfen vieler Traditionalisten, die bisher stets vor der „Verwestlichung“ warnten, scheint langsam ein Umdenken stattzufinden.

Zusammenfassung erstellt von Eddie Hartmann (31.08.2007)