Too Hot To Handle? The Future of Civil Nuclear Power

Frank Barnaby, James Kemp, Oxford Research Group Briefing Paper, Juli 2007

Nuklearenergie ist in den Augen zahlreicher Regierungen die Lösung für die vielleicht größten Herausforderungen unseres Jahrhunderts: Energiesicherheit und Klimawandel. Doch kann Atomkraft die Abhängigkeit von fossilen Brennstoffimporten wirklich verringern? Welchen Beitrag leistet sie effektiv zur Reduzierung von CO2-Emissionen? Und wie steht es mit den Sicherheitsrisiken von Atomenergie, sind diese langfristig zu kontrollieren?

Im Jahre 2075 wird die Zahl der Erdbewohner vermutlich 10 Mrd. erreicht haben. Wenn jedes Land im Durchschnitt 1 Kilowattstunde pro Kopf produziert und ein Drittel davon mit Hilfe von Nuklearenergie (das Doppelte von heute), dann müssten bis dahin weltweit etwa 3000 Gigawatt in Atomkraftwerken erzeugt werden. Bei einer Durchschnittsleistung von 1 Gigawatt pro Reaktor entspricht dies dem Bau von fast 3000 neuen Atomkraftwerken, da zusätzlich noch alte Reaktoren ersetzt werden müssen. Weltweit müssten demnach ab sofort jeden Monat vier neue Reaktoren ans Netz gehen – ein unmögliches Unterfangen, wenn man die langen Vorlaufzeiten und die komplexen Konstruktionsbedingungen berücksichtigt. Zudem ist höchst umstritten, welchen Beitrag die Nuklearenergie zur Reduzierung von Treibhausgasen überhaupt leisten kann. Der diesjährige IPCC-Bericht etwa weist darauf hin, dass allein der Abbau von Uran so CO2-emissionsreich ist, dass er die geplante Emissionsverringerung zunichte machen könnte. Zwar erzeugt ein einzelner Atomreaktor kein CO2, doch dies gilt nicht für das Nuklearenergiesystem als ganzes. Hierbei fallen deutlich mehr Treibhausgase an als landläufig angenommen, wie ein früheres Oxford Briefing Paper warnt. 

So lange unklar ist, welchen Beitrag die Atomenergie zur Verringerung von Treibhausgasen wirklich leistet, sollte man weitgehend auf sie verzichten. Die erhofften Vorteile stehen in keinem Verhältnis zu den Sicherheitsrisiken: Bereits ein leicht erhöhter Verbrauch von Nuklearenergie im Vergleich zu heute hätte weitreichende Folgen für die Verbreitung von waffenfähigem Atommaterial und folglich für alle Spielarten des Nuklearterrorismus. Jedes Land, das Atomreaktoren betreibt, bekommt früher oder später Zugang zu waffenfähigem Plutonium. Damit steigt automatisch die Gefahr, dass es in falsche Hände gerät. Die Nuklearindustrie schätzt, dass im Jahre 2075 der Großteil der Atomenergie von einer neuen Reaktorgeneration, von so genannten schnellen Brutreaktoren erzeugt wird. Diese werden hauptsächlich mit waffenfähigem Plutonium betrieben. Soll Energiesicherheit bis dahin tatsächlich mit Hilfe von Nuklearenergie hergestellt werden, müssten in diesem Fall bis 2075 jedes Jahr 4000 Tonnen Plutonium bereitgestellt werden – die 20-fache Menge der heutigen Militärvorräte weltweit. EnergieSicherheit sieht anders aus.

Zusammenfassung erstellt von Eddie Hartmann (31.07.2007)