Al-Qaida: The Unwanted Guests. Global Jihad Splits Into Wars Between Muslims

Syed Saleem Shahzad, Le Monde Diplomatique, Juli 2007

In Afghanistan, Irak, Pakistan droht ein Chaos, das im Schatten von schwachen staatlichen Autoritäten gedeiht, weil diese sich kaum noch aus dem Würgegriff von immer mächtiger werdenden bewaffneten Gruppen und Clans befreien können. Für die USA sind diese Gebiete seit geraumer Zeit der Hauptschauplatz des „War on Terror“. Viele glauben, für das wachsende Chaos sei hauptsächlich der bewaffnete Widerstand gegen die „westlichen Besatzer“ verantwortlich. Doch die Frontlinien haben sich längst verschoben: In Wirklichkeit haben sich die verschiedenen islamistischen Widerstandsbewegungen in einen tödlichen Richtungsstreit verstrickt. Während nationale Widerstandsgruppen weiter als Kämpfer gegen die „Ungläubigen" ins Feld ziehen, wollen ausländische Al-Qaida-Ableger die „Falschgläubigen“ aus den eigenen prowestlichen Regierungen vertreiben. Dieser Streit wird mit allen denkbaren terroristischen und militärischen Mitteln ausgetragen. Die Frontlinie in diesem inner-islamistischen Krieg verläuft mitten durch Afghanistan, Pakistan und den Irak.

Zwischen 2003 und 2006 gewann Al-Qaida auf diesen drei großen Kriegsschauplätzen erheblich an ideologischem Einfluss – auf Kosten der lokalen Gruppierungen. Die meisten Al-Qaida-Kämpfer in diesen Gebieten gehören zu den Takfiristen, einer radikalen Strömung, deren Hauptfeind die „schlechten Muslime“ sind und die deshalb allen prowestlichen muslimischen Regierungen den Kampf angesagt hat. Die Taliban, die irakischen Widerstandskämpfer und andere Gruppierungen zahlen inzwischen einen hohen Preis dafür, dass sie sich einst mit Al-Qaida-Kämpfern einließen. Das Chaos im Irak beispielsweise wird derzeit angeheizt durch den wachsenden Aufstand einiger sunnitischer Widerstandsgruppen gegen Al-Qaida-Zellen (auch Al-Qaida gehört der sunnitischen Glaubensrichtung an), die sich schon seit längerem blutige Kämpfe mit den Schiiten liefern. Die Führer des irakischen Widerstands wollen die ausländischen Kämpfer am liebsten loswerden, um sich ausschließlich ihren nationalen Zielen zu widmen.

Im Irak könnte die Abkehr der Widerstandsgruppen von Al-Qaida eine Chance für den Westen sein: Die USA zeigten sich vor kurzem nicht abgeneigt, sunnitischen Gruppen entgegenzukommen, die sich von Bin Ladens Kämpfern lossagen. Daraus könnte am Ende eine Teilung der Macht zwischen Bagdad und einflussreichen lokalen Gruppen erwachsen. Auch die pakistanische Regierung erwägt mittlerweile eine Machtteilung zwischen gemäßigten Taliban und der Regierung in Kabul, vorausgesetzt alle ausländischen Kämpfer verlassen das Land. Die Takfiristen müssten sich auf einen langen Marsch in neue muslimische Gefilde begeben. Aber wo auch immer sie landen, dürften sie früher oder später erneut zu unerwünschten Gästen werden.

Zusammenfassung erstellt von Eddie Hartmann (31.07.2007)