Islamism and War: The Demographics of Rage

Gunnar Heinsohn, openDemocracy, 16.07.2007

Der Blutzoll, den westliche Staaten für ihr Engagement in Afghanistan zahlen, steigt. Seit Anfang 2006 ist die Zahl der gefallenen Soldaten dramatisch gestiegen, wie das Beispiel Kanada zeigt: Zwischen April 2002 und Dezember 2005 starben 8 kanadische Soldaten in Afghanistan, allein seit Januar 2006 weitere 58. Was ist der Grund für den wachsenden Widerstand und die steigende Zahl der Anschläge?

Gunnar Heinsohn hält die hohe Geburtenrate in Afghanistan für die Ursache und beruft sich hierbei auf die Theorie des „Youth Bulge“, nach der Gesellschaften mit rasantem Bevölkerungswachstum meist explodierende Arbeitslosigkeit und einen Überschuss von unzufriedenen jungen Männern produzieren, die leichter als Rebellen oder Terroristen rekrutiert werden können. Zwischen 1950 und 2006 hat sich die afghanische Bevölkerung auf 32 Mio. vervierfacht. 2006 gab es 15,3 Mio. männliche Afghanen, davon 4,12 Mio. im Alter von 15 bis 29 Jahren und 6,7 Mio. unter 15. Afghanistan ist also voller junger Männer, von denen sich die meisten auf der Suche nach Arbeit befinden. Nur wenige aber kommen in der legalen, opiumfreien Landwirtschaft oder in den vom Westen finanzierten Armee- und Polizeieinheiten unter. Gleichzeitig sorgt die humanitäre Hilfe für bessere Nahrung, bessere Ausbildung und bessere medizinische Versorgung. Dies könnte sich langfristig als explosive Mischung erweisen, wenn nicht gleichzeitig auch die Zahl der heimischen Arbeitsplätze wächst. Sollte dies nicht gelingen, werden die jungen Männer ihr Potential auf anderen Wegen einbringen: In den kommenden Jahrzehnten erreichen jährlich etwa 500.000 Afghanen das kampffähige Alter. Viele von ihnen werden sich traditionell im Kampf für ihr Heimatland beweisen wollen.

Länder mit schwachen politischen Institutionen sind besonders anfällig für Gewalt und soziale Unruhen durch diesen „Youth Bulge“. Doch nicht immer muss sich der Jugendüberschuss negativ auswirken. Gezielte Investitionen z.B. für die Schaffung neuer Jobs oder bessere Familienplanung können bewirken, dass aus Bevölkerungen mit großem Anteil an jungen Menschen wirtschaftlich produktive Gesellschaften werden.

Zusammenfassung erstellt von Björn Sacknieß (31.07.2007)