For-Profit Terrorism

Justine A. Rosenthal, The National Interest online, 13.06.2007

Für viele Terroristengruppen sind Entführungen, Drogen- oder Waffenhandel längst ein so lukratives Geschäft geworden, dass die ideologischen Motive nur noch Begleitmusik sind. Diese Gruppen bedienen sich zwar weiterhin einer ideologischen Rhetorik, doch die dient entweder zur Rekrutierung neuer Mitglieder oder soll dabei helfen, dass sie nicht als gewöhnliche Kriminelle behandelt werden: Terroristen haben häufig eine bessere Verhandlungsposition gegenüber der Staatsmacht als Drogenhändler. Drei Faktoren scheinen den Wandel vom politisch motivierten Terrorismus zum Profit-Terrorismus zu begünstigen: der Zerfall der inneren Führungsstruktur; ein politischer Wandel, der die ideologischen Grundlagen der Terroristen untergräbt; und die Aussicht auf große finanzielle Gewinne durch illegale Geschäfte.
Den ersten Fall illustriert beispielsweise Abu Sajaf, eine militante Untergrundorganisation, die seit Beginn der 1990er Jahre im muslimischen Süden der Philippinen operiert. Obwohl die Unabhängigkeit der philippinischen Moslem-Minderheit ein offen erklärtes Ziel bleibt, stürzte der Tod ihres Gründers und Anführers Janjalani im Jahr 1998 die Gruppe in ein tiefes ideologisches Vakuum, das bis heute anhält. Seitdem macht sie ausschließlich durch professionelle Entführungen von sich reden – mit einer Steigerungsrate von 400% nach 1998. Die FARC aus Kolumbien stehen für eine Mischung aus Fall zwei und drei. Als marxistische Ideen durch den Untergang der Sowjetunion stark an Attraktivität einbüßten, verblassten auch die politischen Ziele der FARC. Doch ihre kriminelle industrielle Infrastruktur floriert wie nie zuvor. Sie verdienen mittlerweile 617 Mio. US-Dollar im Jahr durch Kokainhandel, 560 Mio. durch Erpressung und fast 100 Mio. durch Entführungen. Dass ihre politischen Ziele längst nicht mehr im Mittelpunkt ihrer Aktivitäten stehen, zeigt besonders die Art und Weise, wie sie das verdiente Geld ausgeben: fast 110 Mio. US-Dollar für Chemikalien zur Kokainproduktion, aber nur 15 Mio. für Waffenkäufe. Investitionen sind im Profit-Terrorismus zum Selbstzweck geworden.
Doch nicht nur große Gewinne treiben diese Gruppen dazu, immer tiefer ins kriminelle Geschäft des Profit-Terrorismus einzusteigen. Sie produzieren und verstärken dadurch gleichzeitig den Typ soziale Umwelt, den sie für ihre Aktivitäten benötigen. Großflächige Drogenproduktion drängt jede rechtmäßige Form des Handels an den Rand. Häufige Entführungen lassen eine Region so gefährlich werden, dass Menschen sie kaum noch betreten. Wenn die Profit-Terroristen aber erst einmal relativ autonom agieren können, weil sich niemand mehr in ihre Territorien traut, setzt ein gefährlicher Teufelskreis aus Anarchie und Illegalität ein. Die größte Gefahr ist dann, dass es zu Symbiosen aus Rechtslosigkeit, Profit-Terrorismus und ideologisch motivierter Gewalt kommt, wie in Teilen Iraks, Afghanistans oder auch Südasiens.

Zusammenfassung erstellt von Eddie Hartmann (28.06.2007)