Europe’s productivity challenge

Heino Fassbender, The McKinsey Quartely, Nr. 2, 2007

Anfang der 90er Jahre sah so aus, als könnte der „Alte Kontinent“ die „Wirtschaftssupermacht“ USA im Bereich Produktivität ernsthaft herausfordern. Doch die Bilanz ist vernichtend: Europa produziert pro Kopf etwa ein Drittel weniger als die USA und schafft es nicht, diese Lücke zu schließen. Dies liegt vor allem daran, dass die Europäer deutlich weniger arbeiten als die Nordamerikaner (im Durchschnitt nur etwa 1564 Stunden pro Jahr, gegenüber 1819 in den USA). Hinzu kommen eine höhere Anzahl von Urlaubstagen, mehr Ausfallzeiten und eine kürzere Arbeitswoche.
Nicht nur die globale Wettbewerbsfähigkeit, sondern auch die zunehmende Alterung seiner Bevölkerung zwingen Europa zum Handeln. Folgende Faktoren sind dabei ausschlaggebend:

  1. Vollendung des Binnenmarktes: Noch dominiert die Sicherung von bestehenden Jobs und Strukturen. Dabei bedarf es weiterer struktureller Änderungen, um die Märkte zu liberalisieren und Wettbewerbern den freien Zugang zu den Märkten zu ermöglichen. Ein voll integrierter europäischer Kapitalmarkt könnte das Wirtschaftswachstum des Kontinents um etwa 1% steigern.
  2. Intelligentere Regulierung: Mehr Regulierungsmacht in den Bereichen Post, Energie und Luftverkehr für Brüssel und eine gesamteuropäische Regulierungsbehörde könnten die bisherigen Erfolge z.B. aus dem Telekommunikationsbereich auf andere Sektoren ausdehnen.
  3. Konzentration auf Qualität: Um neben Kosteneinsparungen auch den Ertrag zu steigern, muss sich Europa auf seine Stärken konzentrieren. Dazu gehören die hohe Qualität seiner Produkte und Dienstleistungen. (Bsp: Luxusgüter und Umwelttechnologien)
  4. Umbau des Wohlfahrtsstaats: In vielen europäischen Staaten basiert die Wirtschaftsleistung fast zur Hälfte auf Staatsausgaben. Ein Großteil davon sind soziale Transferleistungen und Absicherungen. Dabei werden dringend neue Gelder für Pensionen, Gesundheit und langfristige Vorsorge benötigt, um die Effekte der alternden Bevölkerung zu bekämpfen und die Ausgaben für Bildung und Forschung zu steigern. (Momentan kommt die EU hier nur auf knapp 1.500 US-Dollar Staatsausgaben pro Bürger, die USA auf fast 2.400 US-Dollar.)

Die Umsetzung der ersten beiden Punkte wird die volle Kraft des europäischen Marktes mobilisieren und die Unternehmen in die Lage versetzen, ihre Produktivität und Wettbewerbsfähigkeit zu steigern. Punkt drei wird den europäischen Unternehmen helfen, sich auf das zu konzentrieren, was sie am besten und produktivsten herstellen können. Punkt vier wird mehr staatliche Gelder für Bildung und Forschung freimachen und höhere Ausgaben für Konsum und Investitionen im Privatsektor ermöglichen.

Zusammenfassung erstellt von Björn Sacknieß (28.06.2007)