Asian Giants’ Game of Chess in Indian Ocean

Anthony Paul, The Strait Times, 16.05.2007

Die Bedeutung der Weltmeere für den globalen Güterverkehr steigt. Besonders der Indische Ozean dient zunehmend als wichtiger Transportweg, der Asiens hungrige Volkswirtschaften mit Energienachschub versorgt. Schon heute kreuzen hier mehr als 50 Öltanker täglich. Bis 2020 sollen es 200 sein. Sie werden voraussichtlich bis zu 80% des asiatischen Energiebedarfs aus Quellen im Mittleren Osten decken. 

Indien und China setzen auf die wachsende geostrategische Bedeutung dieses drittgrößten Gewässers der Erde. Längst hat Indien begonnen, seine Marine aufzurüsten und um die Gunst der Anrainerstaaten des Indischen Ozeans zu buhlen. Vor kurzem stattete die indische Regierung die Küstenwache der kleinen, aber strategisch wichtigen Seychellen mit modernen Schnellbooten aus und kam damit ähnlichen Plänen aus Peking zuvor. Nach dem Abschluss einer Verteidigungskooperation mit Mosambik baut Indien nun eine moderne Überwachungsstation im Norden von Madagaskar und streckt seine Fühler auch in Richtung Mauritius aus.

China baut derweil militärische und maritime Beziehungen zu Bangladesh, Myanmar, Sri Lanka, den Malediven, den Seychellen, Mauritius und Madagaskar auf. Gleichzeitig arbeiten die Chinesen an einer eigenen Version des US-Friedenskorps, die in den nächsten drei Jahren in afrikanische Länder entsandt werden soll. Doch alarmiert sind Indien und die USA aus anderen Gründen: Peking scheint klammheimlich an einer „Perlenkette“ von Stützpunkten zwischen Südchinesischem Meer und Arabischem Golf zu basteln. Bestes Beispiel dieser Strategie ist die Hilfe, welche die staatseigene China Harbour Engineering Company beim Bau des riesigen pakistanischen Tiefseehafens Gwadar leistet. So verschafft sich die chinesische Regierung Zugang zu Häfen und Flugplätzen, während sie gleichzeitig besondere diplomatische Beziehungen zu einzelnen Staaten etabliert. Gwandar liegt zudem in unmittelbarer Nähe der Straße von Hormuz, durch die der Iran den Großteil seiner Öllieferungen verschifft.

Noch verläuft die Aufrüstung friedlich und erinnert eher an ein maritimes Schachspiel, bei dem sich beiden Seiten zunächst nur positionieren. Wie schnell allerdings ein Wettlauf zur See eskalieren kann, haben die deutsch-englische und die japanisch-amerikanische Rivalität im vergangenen Jahrhundert gezeigt.

Zusammenfassung erstellt von Björn Sacknieß (31.05.2007)