The World goes to town

The Economist, 03.05.2007

Zum ersten Mal in der Geschichte der Menschheit werden Ende dieses Jahres mehr Menschen in Städten als auf dem Land leben. Im Jahr 2030 dürften es knapp 60% der Weltbevölkerung sein. Der Mensch wandelt sich, so der Economist, vom Homo sapiens zum Homo urbanus. Doch nur wenige dieser zukünftigen Ballungszentren, auch Megacities genannt, befinden sich in den heutigen Industrieländern. Von den derzeit existierenden 21 Megacities sind es nur vier (New York, Los Angeles, Tokio und Osaka-Kobe). Vor 30 Jahren waren es noch zwei von insgesamt drei (Mexiko-City, New York und Tokio).

Besonders stark wachsen die Städte der aufstrebenden Volkswirtschaften in Asien: Von den zehn Städten mit dem größten Bevölkerungswachstum in den letzten drei Jahrzehnten liegen fünf in China, eine in Indien und eine in Südkorea. In ihrem Urbanisierungsbericht 2005 zählten die Vereinten Nationen allein in China fast 100 Städte mit mehr als 1 Mio. Einwohnern. Dieser Urbanisierungstrend ist die Folge von Globalisierung und fortschreitender Industrialisierung in den Entwicklungs- und Schwellenländern. Die steigende Nachfrage nach Industriearbeitern in der Nähe von Ballungszentren verursacht, ähnlich wie im 19. Jahrhundert in den heutigen Industrieländern, eine starke Urbanisierungsdynamik: Immer mehr Menschen ziehen vom Land in die Städte. Zudem haben sich zahlreiche Schwellenländer dem internationalen Handel und Kapitalverkehr geöffnet, so dass viele Anpassungsprozesse im Vergleich zum 19. Jahrhundert in einer Art Zeitraffer ablaufen – mit entsprechenden Konsequenzen: überlastete Verkehrsinfrastruktur, explodierende Wohnungspreise, Umweltverschmutzung, unzureichende Leistungssysteme etc.

Doch nicht nur die steigende Nachfrage nach Arbeitskräften in den Ballungsräumen der Schwellenländer lässt die Städte wachsen, sondern auch der pure Überlebenskampf in den ärmsten Ländern der Welt. So leben bereits heute über 90% der Stadtbevölkerung Äthiopiens, Malawis und Ugandas in Slums. DB Research wagt sogar die Prognose: Je ärmer ein Land, desto stärker werden dessen Städte wachsen. Dieser negative Zusammenhang zwischen dem Pro-Kopf-Einkommen eines Landes und seinem zu erwartenden Städtewachstum dürfte vor allem Afrikas Städte in den nächsten Jahrzehnten vor kaum zu lösende Probleme stellen. Dagegen sind die zu erwartenden Probleme für die Industrienationen eher ein Luxusproblem. Sie werden es vor allem mit schrumpfenden Städten zu tun haben sowie mit der damit verbundenen Anpassung ihrer Infrastruktur. Doch auch hier sind Wandlungsprozesse zu erwarten, die nicht reibungslos verlaufen werden. Die Zukunft der Menschheit ist also durch und durch urban, doch damit alles andere als sorgenfrei.

Zusammenfassung erstellt von Eddie Hartmann (31.05.2007)