Turning Globalization on Its Head

Deutsche Welle, 04.04.2007

Bisher galt die Globalisierung in Europa vor allem als Arbeitsplatzvernichter. Wegen Standortvorteilen wurden in den letzten Jahren immer mehr Arbeitsplätze nach Osteuropa, Asien oder Indien verlagert. Doch jeder Trend hat einen Gegentrend: Indische Firmen beginnen damit, sich in Europa zu engagieren und schaffen erste Arbeitsplätze.

Hexaware, eines der größten indischen IT-Beratungsunternehmen, beschäftigt inzwischen 150 Personen in Deutschland. Um die Strukturen der Firma besser kennen zu lernen, schickt das Unternehmen die deutsche Belegschaft zunächst für mehrere Monate nach Indien – verbunden mit saftigen Gehaltsabzügen augrund der Anpassung an das dortige Lohnniveau. Die Angestellten müssten erst einmal die indische Kultur verstehen, sagt Gerrith Hermes, Geschäftsführer von Hexaware Deutschland.

Die indische Regierung strebt ein jährliches Wirtschaftswachstum von etwa 10% bis 2012 an. Mit einer Bevölkerung von über 1 Mrd. Menschen besitzt das Land einen der potentiell größten Konsumentenmärkte weltweit. Doch auch aus anderen Gründen sollte das Land für Deutschland interessant sein: In Zukunft könnten deutsche Studenten ihre Praktika verstärkt auch in indischen Unternehmen absolvieren. Behält Indien weiterhin seine Vorherrschaft im internationalen IT-Sektor, dann werden indische Unternehmen schon bald verstärkt IT-Spezialisten mit Erfahrungen in heimischen Firmen suchen.

Besonders Deutschland muss sich noch auf die veränderten Rahmenbedingungen einstellten. Nicht nur, dass hierzulande in den letzten 20 Jahren schwere Fehler in der Bildungspolitik gemacht wurden und heute etwa 20.000 IT-Spezialisten fehlen. Das gescheiterte „Green-Card“-Projekt hat gezeigt, dass Deutschland an Attraktivität stark eingebüßt hat. Topleute hätten die Wahl, sagt Insider Hermes: Entweder könnten sie in die USA und nach Australien gehen, wo die Landessprache Englisch ist, sich schon andere Landsleute aufhalten und die Steuern niedrig sind; oder aber sie kommen nach Deutschland, wo kaum Englisch gesprochen wird, Steuersätzen von bis zu 50% herrschen und wo die Menschen riskieren, aufgrund ihrer Hautfarbe angegriffen zu werden. Da fällt die Wahl nicht schwer.

Zusammenfassung erstellt von Björn Sacknieß (26.04.2007)