Mehr Anerkennung für deutsche Friedenspraktiker

Joerg Wolf │ 10. Mai 2016



800px-Symbolic_flag_of_Peace_(Proposal)Am 1. Juni findet zum vierten Mal der „Tag des Peacekeepers“ statt. Die Minister des Auswärtigen, des Innern und der Verteidigung laden zu einer Feierstunde ins Auswärtige Amt, um deutsche Polizisten, Soldaten und Zivilexperten aus Friedenseinsätzen zu ehren.

Eigentlich ein „friedenspolitisches Großereignis“, schreibt der ehemalige Bundestagsabgeordnete Winfried Nachtwei. Aber:

In den vorigen Jahren war das Ereignis allerdings regelmäßig von der Tatsache überschattet, dass die Tagesmedien darüber – bis auf punktuelle Ausnahmen – nicht berichteten. Auch nicht die überregionalen Blätter und Sender mit seriöser internationaler Berichterstattung und eigenen Korrespondenten. Nach meiner vieljährigen Erfahrung ist die Nichtberichterstattung über solche friedens- und sicherheitspolitisch konstruktiven Ereignisse kein Zufall, der immer mal passieren kann. Sie hat System, ist Ausdruck einer hartnäckigen politischen Blindheit und Ignoranz gegenüber konstruktiven Ereignissen, Akteuren und Prozessen ohne Skandalisierungsfaktor.

Das ist schade, denn:

Der Tag, die Feierstunde bieten die Möglichkeit , das ferne, hierzulande meist kaum wahrgenommene internationale Peacekeeping, die unermüdliche, strapaziöse, oft auch riskante Arbeit für Kriegsverhütung, Schutz der Zivilbevölkerung, Stabilisierung, Peacebuilding und gemeinsame Sicherheit anschaulich zu machen und näher zu bringen. Über einzelne Menschen.

Drei der neun Frauen, die am Tag des Peacekeepers 2015 geehrt wurden, berichten kurz auf der Webseite des Verteidiungsministeriums über ihre Einsätze.

Thorsten Jungholt thematisierte letztes Jahr für Die Welt den Tag des Peacekeepers und kritisierte „Von der Leyens hohles Versprechen an die UN“.

Winfried Nachtwei hat viele interessante Links, u.a. die kürzlich veröffentlichte Antwort der Bundesregierung auf die Kleine Anfrage von Franziska Brantner, Agnieszka Brugger und Fraktion Bündnis 90/Die Grünen zum „Stand der Umsetzung der deutschen Zusagen an die Vereinten Nationen im Rahmen des Peacekeeping-Summits im September 2015“ oder auch die Übersichtskarte Peace Operations 2015/2016.

Mein Vorschlag: Die Soldaten, Polizisten und vor allem auch zivilen Friedenskräfte von UN-beauftragten Missionen sollten einen internationalen Gesangswettbewerb ausrichten. Schnulzig (ironisch) wie der Eurovision Song Contest, der die nächsten zwei Wochen wieder übermäßig viel Medienaufmerksamkeit
bekommen wird. Anpassung an unsere Unterhaltungsgesellschaft.

Deutschland gewann ja auch 1982 mit „Ein bisschen Frieden“ von Nicole. Militärische und zivile Friedensfachkräfte, aber auch Entwicklungshelfer außerhalb des UN Systems erarbeiten „ein bisschen Frieden“ und das jeden Tag. Sie verdienen unsere Anerkennung. Nicht Belustigung, wie dieser nicht ernst gemeinte „Outside the Box“-Vorschlag leider nahelegen könnte.

Ich habe den Eindruck, dass viele Amateur-Videos von singenden Soldaten im Auslandseinsatz mehr Aufrufe auf Youtube bekommen und mehr bewirken als einige teuer produzierte offizielle Imagefilme. Und auch mehr Aufmerksamkeit als eine Festveranstaltung zum Tag des Peacekeepers für geladene Gäste. Es ist nicht verkehrt, über neue Wege nachzudenken, um für Friedensdienste bzw. allgemein für public service zu werben. Dieser kurze Blogpost soll jedoch primär dazu anregen, stärker über den Tag des Peacekeepers am 1. Juni in den (sozialen) Medien zu berichten und die Preisträger zu interviewen etc.

Joerg Wolf ist Redakteur der Atlantischen Initiative. Er tweeted privat unter @transatlantic

Grafik: Julius C licensed under the Creative Commons Attribution-Share Alike 3.0 Unported

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