TTIP könnte Autopreise in Deutschland um 3% senken

Jakobine Janucek │ 16. März 2016



Das transatlantische Freihandelsabkommen TTIP, das in Deutschland für große Aufregung sorgt, spielt im US-amerikanischen Wahlkampf so gut wie keine Rolle. Hierzulande scheint die Diskussion über TTIP kein Ende nehmen zu wollen. Aber gibt es denn nicht auch Gutes an TTIP für Deutschland?

Die im Auftrag der Amerikanischen Handelskammer bei der EU vom Welthandelsinstitut durchgeführte Studie stellt fest, dass die EU-Mitgliedsstaaten mit den längsten und besten Beziehungen zu den USA am meisten von TTIP profitieren könnten. Deutschland gehört dazu. Mehr als 50% des US-Handelsdefizits mit der EU im Warenhandel entfielen 2013 auf Deutschland. 38% aller ausländischen Direktinvestitionen nach Deutschland kommen aus den USA. Über 40% der deutschen Investitionen gehen heute schon in die USA, bei den Exporten sind es 17% im Waren und 23% im Servicebereich. 14% aller europäischen Arbeitsplätze bei US-Unternehmen liegen in Deutschland.

Die größten Gewinne von TTIP werden bei Versicherungsunternehmen, Chemie- und Pharmakonzernen, im Kraftfahrzeugsbereich (KFZ) und in der Agrarindustrie erwartet. Hier ist Deutschland gut aufgestellt, viele deutsche Unternehmen – von Allianz, über BASF, Bayer und BMW bis hin zu Henkel und Ehrmann – sind in diesen Feldern international aktiv und handeln bereits mit den USA. Für sie würde TTIP den Abbau von bürokratischen Hürden und Zollfreiheit für ihre Waren bedeuten. Dadurch wird Handel einfacher und weniger teuer, Firmen könnten rund 38% mehr exportieren, schätzt die Studie. Diese Kostensenkungen sollten die Unternehmen an den Endverbraucher weitergeben, so dass in Deutschland z.B. Medikamente (-0,7%) oder Autos (-2,7%) günstiger werden könnten. Anstiege bei den Exporten würden allen voran der KFZ-Sektor (33%), die Chemie- und Pharmaindustrie (6%) und die Metallproduktion (4%) verzeichnen.

Je enger und besser der europäische Binnenmarkt umgesetzt wird, desto größer und besser verteilt werden auch die Gewinne durch TTIP für die Unternehmen und die Verbraucher sein. Deshalb ist auch ein starkes Engagement der EU-Institutionen im Zusammenhang mit TTIP wichtig.

Insgesamt könnte TTIP, mit einem vertieften EU-Binnenmarkt, für 27 Staaten (alle außer Malta, das traditionell mehr Handel mit China und Kanada als mit den USA betreibt) der EU zu einem dauerhaften Anstieg des BIP von 0,3% bis 1,6% führen, so die neue Studie, die mit recht konservativen Annahmen arbeitet.

Außerdem erwartet die Studie, dass in der Mehrheit der EU-Staaten die Einkommensungleichheit leicht zurückgeht, in Deutschland bei unqualifizierten Arbeitern (0,57%) sogar etwas mehr als bei hochqualifizierten (0,55%). So profitieren von TTIP nicht nur die großen Konzerne, sondern auch ihre Angestellten.

Das größte Problem sehen die TTIP-Gegner aktuell in der Intransparenz der Verhandlungen hinter verschlossenen Türen und der Frage der Schiedsgerichtbarkeit bzw. der möglichen Einflussnahme von Unternehmen auf hierzulande geltendes Recht. Der eigentliche Inhalt von TTIP aber, der Abbau von Handelshindernissen und Freihandel, wird Deutschland ohne Frage zugutekommen. Deutschland ist ein wichtiger Handelspartner der USA, aus dieser Position der Stärke heraus könnte Deutschland einen wesentlichen Beitrag zu offenen Verhandlungen im Interesse der Bürger für das transatlantische Freihandelsabkommen leisten.

Die Studie ist auf der Seite des Welthandelsinstituts abrufbar.

Eine Rede der EU-Handelskommissarin Cecilia Malmström zur Frage, was die Verbraucher von TTIP haben, können Sie hier nachlesen.

Jakobine Janucek ist Redakteurin von 

Dieser Beitrag ist Teil unseres Projektes „TTIP Review“ auf atlantic-community.org, unserem Open Think on Foreign Policy und gefördert durch die US Botschaft Berlin. Dort finden Sie weitere englischsprachige Artikel zu TTIP und Informationen zu unserer redaktionellen Unabhängigkeit. Unsere deutschsprachigen Artikel zur transatlantischen Handels- und Investitionspartnerschaft stehen hier.

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