“Mut für klare Botschaften des Wandels, eine liberale Vision, unterlegt mit Zuversicht“

Joerg Wolf │ 15. November 2016



Die Wahl von Donald Trump hat Berlin überrascht und viele erste Reaktionen machen das auch deutlich. Die vielleicht beste, weil selbstkritische, aber positiv zukunftsgewandte Antwort hat Bastian Hermisson von der Böll-Stiftung gefunden. Selbst die konservative Zeitung Die Welt lobt seine Rede auf dem Grünen-Parteitag: „Die Lehre aus Trumps Sieg hat nur ein Grüner verstanden“

Einige der Kernthesen von Hermisson:

  • „Wir haben ein massives Problem mit der Selbstbezogenheit der progressiven Eliten… Gerade wir Grüne sollten uns an die eigene Nase fassen… Grenzen überwinden wir gerne, um uns digital oder real mit Gleichgesinnten in anderen Ländern auszutauschen. Wir glauben dann zu wissen wie die Welt tickt. Was moralisch richtig ist, wissen wir sowieso, und schauen mitleidig auf die anderen, die noch nicht soweit sind.“
  • „Wir müssen mit Andersgesinnten Kontakt suchen. Ansonsten sind wir selbst Teil des Problems und nicht Teil der Lösung.“
  • „Wir brauchen den Mut für klare Botschaften des Wandels, eine liberale Vision, unterlegt mit Zuversicht.“

Bundeskanzlerin Merkel betonte in ihrem ersten Pressestatement zum Ausgang der Wahlen die Bedeutung der gemeinsamen Werte für die Zusammenarbeit:

Deutschland und Amerika sind durch Werte verbunden: Demokratie, Freiheit, Respekt vor dem Recht und der Würde des Menschen, unabhängig von Herkunft, Hautfarbe, Religion, Geschlecht, sexueller Orientierung oder politischer Einstellung. Auf der Basis dieser Werte biete ich dem künftigen Präsidenten der Vereinigten Staaten von Amerika, Donald Trump, eine enge Zusammenarbeit an.

Viele im In- und Ausland haben diese normative Haltung gelobt; z.B. Left Foot Forward aus Großbritannien und vergleicht es mit Theresa Mays Statement. Viel Lob und natürlich Kritik auch in den sozialen Medien. Der New York Times Kolumnist Ross Douthat , der die deutsche Flüchtlingspolitik bereits im Januar als Torheit/Wahnwitz („folly“) kritisierte, macht Merkel für Trumps Aufstieg mitverantwortlich:

Markus Wehner schreibt in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung, dass Donald Trump im Wahlkampf Merkels Flüchtlingspolitik als „irrsinnig“ und als „Desaster“ bezeichnet hat: „Er hat Unwahres über die Zustände in Deutschland behauptet, das der russischen Propaganda kaum nachstand.“ Primär kritisiert der Artikel jedoch die Kommentare vieler deutscher Spitzenpolitiker zu Trumps Wahlsieg, die „ihnen noch schaden [könnten] – vor allem aber Deutschland.”

Wehner schreibt sarkastisch zu Merkels Statement: “Bitte, Herr Trump, unterschreiben Sie diese Bedingungen, sonst werden das mächtige Deutschland und ich, Angela Merkel persönlich, mit Ihnen nicht zusammenarbeiten, und schon gar nicht eng.“ Er beschreibt von der Leyens erste Reaktion als „nicht besonnen“ und kritisiert Steinmeiers „Belehrung“ obwohl dieser doch „stets ein verständnisvolles Wort gegenüber Moskau” findet. Zu Gabriel:

Trat Steinmeier schon in ziemlich dreister Weise undiplomatisch gegenüber dem zukünftigen Mann im Weißen Haus auf, so sprach Sigmar Gabriel schon völlig ohne Hemmungen. Trump sei der „Vorreiter einer neuen autoritären und chauvinistischen Internationale“, geißelte Gabriel den Frischgewählten.

Wehner wertet diese Äußerungen als “europäische Überheblichkeit gegenüber den Vereinigten Staaten. Als wäre es unsere Aufgabe, den kulturlosen Amerikanern Demokratie, Anstand und Rechtschaffenheit beizubringen.”

Was halten Sie, liebe Leser, von diesen Reaktionen auf die Wahl von Donald Trump?

Wie sollte Deutschland mit seinen europäischen Partnern die transatlantischen Beziehungen gestalten?

Joerg Wolf ist Redakteur der Atlantischen Initiative.

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